Kommentar: Stationärer Handel – das Konzept der Zukunft?!

Elmar Keldenich, Geschäftsführer des Bundesverband Parfümerien e.V.

Stationärer Handel am Ende? Die Zukunft, so ist überall zu lesen, ist online! Lifesyle-Gurus prognostizieren den schnellen Tod des Stationären Handels. Und in der Tat leiden besonders Standorte in Kleinstädten, Vorort- und Randlagen häufig unter fallender Kundenfrequenz.

Doch es gibt auch Gegenbeispiele: spezialisierte Fachgeschäfte aus allen Bereichen entdecken die preiswerten Vorort-Lagen für sich. Hier wird man, Internet sei Dank, gut gefunden und kann dem Kunden auf größeren Flächen besser inszenierte Produkte anbieten und das, man höre und staune, sofort zum Mitnehmen.

Ähnlich befremdlich mögen für viele Aussagen klingen, die in letzter Zeit aus dem Handel zu hören waren. So stellte dm Drogeriemarkt die Zusammenarbeit mit Amazon ein: „Es war kein Erfolg!“. Auch der Gedanke an einen eigenen Online-Shop wurde von dm-Geschäftsführerin Petra Schäfer bei der dm-Pressekonferenz in Düsseldorf verworfen: „Drogeriewaren bringen zur Zeit im Netz kein Geld, ausgenommen Windeln, Toilettenpapier und Katzenfutter…“. Außerdem, so Schäfer weiter, eignete sich insbesondere dekorative Kosmetik nicht für den Online-Vertrieb und man wolle das Online-Business nicht zu Lasten des stationären Geschäftes subventionieren.

Auch Douglas Chef Dr. Henning Kreke fand im Rahmen der Pressekonferenz Anfang November wieder Gefallen am traditionellen Offline-Geschäft: Als Handelsunternehmen setzt Douglas nach wie vor auch auf den stationären Handel. Dieser wird nach Krekes Überzeugung auch weiterhin „…deutlich über 50 Prozent des Branchenumsatzes“ bestreiten. Folgerichtig planen die Hagener die weitere Expansion nun auch offline.

Und dennoch, die Bedeutung des Online-Kanals lässt sich nicht leugnen oder wegdiskutieren. Das zeigt auch der wenn auch etwas verspätete Start der größten deutschen Parfümerie-Kooperation Beauty Alliance ins Online-Business zur Mitte des Jahres.

Die nächste Herausforderung ist es nun On- und Offline Business gekonnt zu verzahnen. Multichanel ist das Stichwort der Stunde. Was aber ist Multi-Chanel überhaupt? Ein Konzept für Alles? Die Präsenz der Ware in allen Vertriebskanälen? Eine Kommunikationsstrategie? Eine logistische Herausforderung? Ein strategisches Konzept?

Genau das und noch viel mehr! Aber vor allem die Chance die Stärken aller Kanäle wechselseitig zu nutzen – sei es „nur“ zur Kommunikation oder im Verkauf. Denn sie alle, das mobile Internet  inbegriffen, befriedigen unterschiedliche Bedürfnisse ein und derselben Kunden. Der Kunde kauft mal schnell im Netz oder nutzt soziale Medien zur Information und Kommunikation, lässt sich aber nach wie vor gerne offline beraten und mit einem interessanten Warenangebot überraschen, wenn das Angebot passt. Online- und Offline-Geschäft müssen sich daher nicht kanibalisieren, sonden können sich richtig genutzt in idealer Weise ergänzen. Und hier liegt die Herausforderung: Wie gelingt es Kunden wieder in die Erlebniswelt des Geschäftes zu locken und auf der anderen Seite dort abzuholen wo sie sind?

Eine Frage, die sich jeder in der Branche stellen sollte, denn die intelligente Vernetzung aller Kanäle wird auch für den Parfümerie- und Kosmetikeinzelhandel zunehmend zu einer entscheidenden Frage für die Zukunftsfähigkeit der Branche und Ihrer Unternehmen.

Ein Kommentar von Elmar Keldenich, Geschäftsführer des Bundesverband Parfümerien – Handelsverband Kosmetik.

[Text/Bild: Bundesverband Parfümerien]