Nägele & Strubell: Neue Geschäftsführung

Das neue Führungsteam bei Nägele & Strubell: Mag. Georg Oelschlägel und Silvia Schwab-Stubenvoll, MSc (Foto rechts: Antje Wolm)

Nägele & Strubell: Neue Geschäftsführung . Im österreichischen Familienunternehmen PWV Parfümeriewarenvertriebs GmbH, zu dem die Parfümerien Nägele & Strubell, Le Parfum und Antos zählen, übergibt Langzeit-Chefin Dr. Marion Faber-Oelschlägel die Geschäftsführung an Silvia Schwab-Stubenvoll, MSc. Gemeinsam mit dem bestehenden Geschäftsführer, Mag. Georg Oelschlägel, bildet die Oberösterreicherin die neue Führungsspitze der PWV GmbH. Zusammen realisieren sie zukünftig die Vision des Parfümerie-Unternehmens.

Dr. Marion Faber-Oelschlägel bleibt dem Unternehmen verbunden

„Als Unternehmerin gehe ich natürlich nicht klassisch in Pension. Ich werde höchst interessiert am Ball bleiben und steh mit Rat und Tat unserem Familien-Unternehmen zur Verfügung. Vor allem freue ich mich aber schon auf viele schöne, spannende und neue Projekte im Kunstbereich und in der Unternehmensberatung. Fad wird mir sicher nicht!“, kommentiert Dr. Marion Faber-Oelschlägel den Wechsel. Silvia Schwab-Stubenvoll ist in der Branche keine Unbekannte.

„Fad wird mir sicher nicht!“ Dr. Marion Faber-Oelschlägel mit Mag. Georg Oelschlägel (Bild: Nägele & Strubell)

Silvia Schwab-Stubenvoll: 20 Jahren Branchen-Expertise

Silvia Schwab-Stubenvoll, MSc bringt über 20 Jahre Erfahrung in der Kosmetik-Branche mit. Als Beraterin auf Werbeagentur-Seite begleitete sie langjährig eine französische Parfümeriehandelskette. Ihre Fähigkeiten brachte sie als Marketingexpertin bei Kosmetikmarken ein. 2011 war sie Mitbegründerin des Parfümeriebranchen-Fachmagazins „hautnah“. Silvia Schwab-Stubenvoll ist seit 2018 im Unternehmen der PWV Parfümeriewarenvertriebs GmbH,  im letzten Jahr als Prokuristin. Geschäftsführer Mag. Georg Oelschlägel sieht die Position gut besetzt: „Mit meiner neuen ‚Sparingpartnerin’ freue ich mich, die Geschicke unseres Unternehmens zu leiten. Silvia Schwab-Stubenvoll hat sich bereits im letzten Jahr als Prokuristin großartig engagiert und in kürzester Zeit war uns klar, dass sie mit mir die Marken Nägele & Strubell, Le Parfum und Antos weitertragen wird“. Als neues Geschäftsführungsteam stehen beide in einer langen Tradition.

Nägele & Strubell: Neue Geschäftsführung – 142 Jahre Tradition

Am 15. Oktober 1880 eröffneten August Nägele und Moritz Strubell ihre „Gemischtwarenhandlung zum Verschleiß von Parfumerie- und Drogeriewaren“ unter der Firma „Zum Genfer Kreuz“. Die beiden bewiesen ein ebenso feines Näschen wie die Damen der Wiener Gesellschaft und begannen, Parfüms aus Frankreich zu importieren. Die Hautevolee war entzückt, die französischen Parfümriesen weniger, schließlich war man in der Hauptstadt des damals bedeutenden Absatzmarkts Österreich-Ungarn mit eigenen Niederlassungen vertreten. Also mischten die beiden Unternehmensgründer eigene Essenzen, die mit Bezeichnungen wie „Treffe Eclate“, „Reseda“ und „Rose Marechal“ den Wiener Graben ebenso nach Champs-Élysées duften ließen wie die darauf flanierenden Damen. Heimito von Doderer setzte dem hauseigenen Eau de Cologne in seinem bekanntesten Roman „Die Strudelhofstiege“ sogar ein literarisches Denkmal.

Als Vordenker des Versandhandels zum k.u.k. Hoflieferanten

Ebenso wie das 19. Jahrhundert gingen auch die Gründer, Nägeles Neffe Richard Prandstetter übernahm und begeisterte mit Versandservices. Ein genialer Einfall, damals der Zeit weit voraus. Die Upperclass wählte die gewünschte Ware aus reich bebilderten Katalogen, schrieb Bestellungen und empfing kurz darauf am Landsitz Päckchen mit duftendem und pflegendem Inhalt. Fürstin Palffy etwa ließ den Seniorchef wissen: „Schick mir mein Tubereuse – kann doch nicht nur die ewigen Rösser in der Nase haben! Und von der Creme, der meinigen, auch. S’können unbeschadet ein paar Tiegel sein …“ Das Geschäft blühte, der österreichische Hof zollte Respekt und adelte den Tempel des Wohlgeruchs zum k.u.k. Hoflieferanten.

Neue Wege in der Europäischen Union

Eine Weltwirtschaftskrise später war das Geld für teure Düfte dahin. Bei Nägele & Strubell sattelte man auf Drogeriewaren um. Es kam aber noch schlimmer, die nächste Generation musste den Betrieb über Diktaturen und harte Kriegszeiten retten. Mit dem Wirtschaftswunder kehrte auch der Luxus in die sanierten Räumlichkeiten am Wiener Graben 27 zurück. Peter Piet Payer war dann der Letzte aus der Gründerdynastie: Er besann sich auf die Ideen seines Urgroßvaters, baute neuerlich um und ließ Nägele & Strubell wieder als noble Parfümerie erblühen. So wäre es wahrscheinlich noch über viele weitere Generationen zwar elegant, aber im Wesentlichen im Gleichschritt mit anderen Traditionalisten weitergegangen.

1990er – Mag. Erich Oelschlägel sah Chance im Einzelhandel

Wenn Österreich nicht Mitte der 1990er-Jahre der Europäischen Union beigetreten wäre. Nägele & Strubell stand zum Verkauf, weil große Diskontparfümerieketten nach Österreich drängten. Viele Händler fürchteten, gegen diese Konkurrenz nicht bestehen zu können. Da traf es sich gut, dass Mag. Erich Oelschlägel – der als Eigentümer von Nägele & Strubell auch heute noch hinter den Kulissen sehr aktiv ist – nach einer Investitionsmöglichkeit suchte. Damals war er Generalimporteur von französischen Luxusmarken wie Yves Saint Laurent, Givenchy, Paco Rabanne, Clarins und Hermès für Österreich. Mag. Erich Oelschlägel erkannte, dass nach dem EU-Beitritt viele Hersteller den Vertrieb oft direkt von Deutschland aus selbst übernehmen. Es lag daher auf der Hand, dass er seine Chance im Einzelhandel sah.

„Als k.u.k. Hoflieferant muss man sich ständig neu erfinden…“ so Mag. Erich Oelschlägel (Bild: Nägele & Strubell)

Nägele & Strubell: Neue Geschäftsführung – Nägele & Strubell 2.0

Mag. Erich Oelschlägel übernahm also die Gründung von Nägele & Strubell 2.0, Dr. Marion Faber-Oelschlägel – mittlerweile persönlich als Gesellschafterin beteiligt – die Leitung. Die damals ebenso neue wie junge Chefin legte gleich mit Verve los. Erneut wurde umgebaut, das Einhorn als Markenzeichen erfunden, Pflege- und Kosmetikstudios eingerichtet und das Markenportfolio auf Vordermann gebracht. Was nicht ganz einfach war: „Noch zur Jahrtausendwende mussten wir regelrecht kämpfen, um Marken wie La Mer oder Bobbi Brown ins Sortiment nehmen zu dürfen.“ Heute wollen alle bei Nägele & Strubell gelistet sein. Zwischen 50 und 60 Markenangebote würden monatlich eintrudeln, so die gelernte Juristin, nur wenige schaffen es ins Regal. Bei der Auswahl unterstützen sie ihr Stiefsohn Mag. Georg Oelschlägel und seit 2018 „unsere geniale Marketingchefin und meine Nachfolgerin Silvia Schwab-Stubenvoll“ so Dr. Marion Faber-Oelschlägel.

„Als k.u.k. Hoflieferant muss man sich ständig neu erfinden…“

Das Familienunternehmen weiß um die Wichtigkeit seines Teams: „Wir haben sehr kurze Entscheidungswege und sind nah an den Mitarbeiterinnen. Schließlich sind sie es, die unsere Kundinnen kennen und betreuen“, so Mag. Georg Oelschlägel. „Als k.u.k. Hoflieferant muss man sich ständig neu erfinden, um nicht zu verstauben“, so die Miteigentümerin. Also wird ebenso regelmäßig wie fleißig umgerührt. Das macht zwar innovativ und bringt neben alteingesessenen Wienerinnen auch deren Töchter ins Geschäft (85 Prozent der Kundschaft sind weiblich), sorgt aber auch für jede Menge Arbeit. „Wir haben uns schon oft gesagt: Dieses Jahr geben wir mal Ruhe“, lacht Faber-Oelschlägel, schließlich habe man sich dann aber doch wieder selbst überholt. Weil: Es gibt einfach so viele Ideen. Und: So gut wie alle gehen auf.

Tradition und Innovation

Wie etwa die neuen Läden: In Wien bietet Le Parfum hochklassige Nischendüfte für Individualisten, bei Kussmund geht es um Biopflege, Organic Beauty und besonders rare Manufakturaromen. Kannibalisiert man sich damit nicht selbst? „Die Zeiten, in denen die ganze U-Bahn nach Yves Saint Laurents Opium gerochen hat, sind vorbei“, erklärt die studierte Juristin. „Die Hälfte unserer Kunden sucht nach Bewährtem und Vertrautem, die anderen nach mutigen Innovationen und ein immer größerer Anteil nach nachhaltigen Produkten mit kurzen Transportwegen und naturnahen Inhaltsstoffen.“

Weiter Richtung Zukunft

In der Zwischenzeit hat Nägele & Strubell auch die Outlets der Parfümeriekette Antos übernommen, in Deutschland die Shoppingplattform für Parfüms ausliebezumduft.de, in der Schweiz erwarb man die ebenso elitäre wie alteingesessene Parfümerie Hyazinth in Basel. Sogar die Qualitätsbäckerei Felzl landete im Netzwerk der Oelschlägels und expandiert seitdem kräftig. „Felzl passt vom Firmenkonstrukt hervorragend zu uns, hat aber mit dem Beautygeschäft nichts zu tun. Das ist eine reine Unternehmensbeteiligung, die von meinem Sohn Mag. Georg Oelschlägel und Mag. Christina Ostermayer hervorragend geführt wird“, führt Eigentümer Mag. Erich Oelschlägel aus.

[Text: parfuemerienachrichten/Bilder: Nägele & Strubell / Antje Wolm]