Die Insolvenzen großer Unternehmen in Deutschland steigen im Jahr 2025 deutlich an, was auf eine wachsende wirtschaftliche Unsicherheit und strukturelle Herausforderungen in wichtigen Branchen hinweist. Besonders betroffen sind metallverarbeitende Industrien, Zulieferer und der Energiesektor. Im Parfümerieeinzelhandel zeigt sich mit dem Insolvenzantrag der Parfümerie Pieper aber auch ein branchenkonkretes Beispiel. Die Mehrfachinsolvenz von Galeria und verschiedene Verfahren im Textilsektor wie in jüngster Zeit das des Textildiscounters Pepco zeigen zusätzlich deutlich, dass auch Handel betroffen ist.
Anstieg der Insolvenzen großer Unternehmen signalisiert wirtschaftliche Probleme
Die wirtschaftliche Situation für große Unternehmen mit einem Jahresumsatz von über zehn Millionen Euro hat sich in Deutschland erneut verschlechtert. Im dritten Quartal 2025 stieg die Zahl der Insolvenzen sprunghaft um 24 Prozent auf 114 Fälle im Vergleich zum Vorquartal, wie der Insolvenzreport der Beratungsfirma Falkensteg zeigt. Für das Gesamtjahr wird ein Anstieg von mindestens 20 Prozent gegenüber 2024 erwartet, was die fünfte Steigerung in Folge bedeuten würde. Diese Entwicklung verdeutlicht eine wachsende Belastung für viele wichtige Wirtschaftszweige und die zunehmenden Herausforderungen in der deutschen Wirtschaft.
Sektoren mit starkem Druck: Metallindustrie, Zulieferer und Energiebranche
Besonders betroffen zeigen sich die metallverarbeitende Industrie mit 19 Insolvenzen im dritten Quartal, Automobilzulieferer und Elektrotechnikunternehmen mit jeweils zwölf Fällen sowie der Energiesektor, insbesondere Solarunternehmen. Auch der Immobilienausbau zieht mit 11 Insolvenzen eine problematische Bilanz. Im Kunststoffsektor ist nur ein leichter Anstieg zu verzeichnen, was auf eine gewisse Stabilität hindeuten könnte. Diese Branchen reflektieren Bereiche der deutschen Wirtschaft, die stark von internationalen Wettbewerbsbedingungen und strukturellen Veränderungen betroffen sind.
Größere und mittlere Unternehmen besonders gefährdet
Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten treffen vor allem Unternehmen mit hohen Umsätzen besonders hart. Firmen mit mehr als 100 Millionen Euro Jahresumsatz sahen eine Verdopplung der Insolvenzanträge, während Unternehmen in der Umsatzklasse zwischen 50 und 99 Millionen Euro einen Anstieg von 80 Prozent verzeichneten. Dies unterstreicht, dass nicht nur kleine, sondern vermehrt auch die wirtschaftlichen Leistungsträger in der Mitte und Großunternehmen in der Krise sind. Für Unternehmen dieser Größenordnungen bedeutet dies einen deutlichen Handlungsdruck.
Branchenbeispiel Parfümerie Pieper: Insolvenz in Eigenverwaltung als Sanierungsweg
Die Parfümerie Pieper, als nach eigenen Angaben größtes inhabergeführtes Parfümerieunternehmen Deutschlands, hat am 20. November 2025 einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Dies erfolgte kurz vor dem wichtigen Weihnachtsgeschäft. Trotz der Insolvenzanmeldung bleibt das Unternehmen mit seinen über 120 Filialen und dem Online-Shop voll funktionsfähig und setzt den Geschäftsbetrieb uneingeschränkt fort. Ziel ist es, durch die Sanierung unter eigener Kontrolle die Zukunftsfähigkeit des Traditionsunternehmens sowie die Arbeitsplätze von rund 900 Mitarbeitern zu sichern. Mit der Eigenverwaltung behält die Geschäftsführung die volle operative Kontrolle, unterstützt von einem vorläufigen Sachwalter sowie erfahrenen Rechtsexperten und einem Chief Restructuring Officer. Diese Struktur soll Stabilität schaffen und eine strategische Neuausrichtung ermöglichen. Das Beispiel zeigt, wie Unternehmen der Parfümerie- und Kosmetikbranche Restrukturierungsoptionen nutzen, um trotz herausfordernder Rahmenbedingungen ihre Marktpräsenz langfristig zu sichern.
Positive Signale in der Restrukturierung und Unternehmensverkäufen
Die Chancen stehen nicht schlecht. Trotz der steigenden Insolvenzzahlen zeigen sich in der Restrukturierung und Sanierung Fortschritte: Im dritten Quartal 2025 wurden 21 Prozent mehr Insolvenzverfahren gelöst als im Vorquartal. Insbesondere Unternehmensfortführungen durch Asset Deals oder Insolvenzpläne sind mit 50 Fällen stabil. Die Zahl der Verfahren mit drohendem endgültigem Aus ist gleichzeitig zurückgegangen.
Strukturelle Herausforderungen und politische Rahmenbedingungen bremsen die Erholung
Experten sehen eine strukturelle Blockade in der deutschen Wirtschaft. Internationale Wettbewerbsnachteile durch China und die USA sowie innenpolitische Hemmnisse wie ein restriktives Kündigungsschutzrecht, komplexe Regulierungen und Bürokratie behindern Innovation und Investitionen. Für Unternehmen aller Branchen, inklusive Parfümerie und Kosmetik, erschwert dies die erforderliche Anpassung an Marktveränderungen und die Risikobereitschaft für notwendige Umstrukturierungen.
Bedeutung des Insolvenzreports für die Unternehmenssteuerung
Der Insolvenzreport „5 nach 12“ der Restrukturierungsberatung Falkensteg liefert durch die Auswertung von Insolvenzanmeldungen eine frühzeitige Einschätzung zur wirtschaftlichen Lage großer Unternehmen. Mit dem erweiterten Erfassungsmaßstab ab 2025 ab einem Umsatz von 10 Millionen Euro ermöglicht er aktuelle und umfassende Einblicke. Für Führungskräfte und Inhaber stellt der Report eine wichtige Orientierungshilfe dar, um Risiken besser einzuschätzen und Handlungsoptionen frühzeitig zu identifizieren.
Weitere Informationen und der aktuelle Report stehen auf der Webseite des Beratungsunternehmens FalkenSteg zum Download zur Verfügung.
[Text: parfuemerienachrichten/Bild: FalkenSteg]

