2017 – Ein weiter so darf es nicht geben…

2017 – Ein weiter so darf es nicht geben… Barbara Summerer, Präsidentin des Bundesverband Parfümerien mit einem Kommentar zum Jahresstart: „Wer glaubte, die Schlacht um den billigsten Preis und den größten Rabatt könnte nicht noch härter geführt werden als schon in 2015, der sah sich in 2016 eines besseren belehrt. Und insbesondere das Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr wurde zum Tummelplatz der Prozentzeichen.

Alle Marktteilnehmer suchen, in einem stagnierenden und in Stückzahlen sogar rückläufigen Markt, ihr Heil im Preisdumping ohne Rücksicht auf die Rendite.

Die Kaufhäuser stöhnen zusätzlich unter der Schwäche des Modehandels. Im Online-Handel ist der Kampf um die Vormachtstellung entbrannt. Die Großfilialisten locken mit stark vorverkauften Markenartikeln zu Billigpreisen, um dann Ihre Eigen- und Exklusivmarken in den Vordergrund zu rücken. Ein Versuch Ihre Rendite auf Kosten der Markenhersteller aufzubessern.
Viele Fachhändler können nur noch reagieren und müssen in den Preiskampf einsteigen. Allerdings sind auch in deren Reihen viele Preistreiber beheimatet.

Eine gefährliche Entwicklung, die den Abschmelzungsprozess in unserer Branche noch weiter beschleunigen wird.
Handel und Industrie lassen unsere Branche in die Banalität abrutschen. Image und Begehrlichkeit werden durch Preis und Langeweile ersetzt. Der Luxusanspruch den sich die Branche selbst gibt, versagt zunehmend in der Realität.

Der Verbraucher ist trotz Terror und Euroschwäche in Kauflaune. Auch Sparen lohnt sich durch die niedrigen Zinsen nicht mehr. Gute Bedingungen für den Handel. Doch gehören unsere Produkte zunehmend nicht mehr zu den wichtigsten auf der Prioritätenliste der Konsumenten.

Unsere Branche muss zeigen, worüber sie sich in Zukunft definieren will, um ihre Daseinsberechtigung zu behalten. Es fehlt an echten Innovationen und Alleinstellungsmerkmalen, die den Kunden wieder locken. Luxus und Markenimage definiert sich nicht über den Preis alleine. Echtheit und Glaubwürdigkeit sind wichtiger denn je.

In einem Umfeld der Globalisierung, Digitalisierung und Beschleunigung, braucht es eine neue Ausrichtung für den Handel. Das Sortiment muss stetig neu justiert werden. Was schon immer funktionierte ist vielleicht morgen schon nicht mehr gefragt oder gleitet in andere Kanäle ab.

Die Mitarbeiter sind das wichtigste Gut. Diese Erkenntnis ist nicht neu, aber aktueller denn je. Investitionen in die Aus-und Weiterbildung müssen für Handel und Industrie hohe Priorität haben. In einer Welt in der digitale Kontakte scheinbar dominieren, wird der Faktor Mensch und die unmittelbare soziale Interaktion immer bedeutender. Individuelle und professionelle Beratung, soziale Kompetenz und Entschleunigung sind die Pfunde, die der Handel im stationären Geschäft in die Waagschale werfen muss und kann.

Der Bereich Dienstleistung muss stärker in den Focus gerückt werden. Kosmetische Behandlungen und menschliche Zuwendung sind nicht digitalisierbar! Es braucht neue und nachhaltige Behandlungskonzepte getragen von Handel und Lieferanten!

Händler müssen aber heute ihren Blick auch intensiv auf die digitale Entwicklung richten. Aktiv um die Kunden zu werben, muss sowohl stationär als auch online zur Pflicht und intensiv betrieben werden. Mit einer attraktiven und aktuellen Homepage online gut auffindbar zu sein, ist da schon ein Basic. Die sozialen Medien nutzen, um mit seinen aktuellen und potentiellen Kunden im regen Austausch zu bleiben, ist eine lohnenswerte aber auch aufwendige und insbesondere zeitintensive Investition. Die Kunden dort abholen wo sie sind ist da das Stichwort. Wer das geschickt anfasst kann, auch ohne Webshop und Rabatte, Kompetenz demonstrieren und so neue Kundengruppen erschließen.

Auch eine andere Entwicklung ist uns allerdings erhalten geblieben: Wir bewegen uns nach wie vor in einem Markt der zwei Geschwindigkeiten: Während die Metropolen boomen und die Innenstädte an den Weihnachtssamstagen aus allen Fugen bersten, drohen die Klein- und Mittelzentren abgehängt zu werden. Hier ist die Politik gefragt Ungleichbehandlungen abzubauen und faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen. Das gilt besonders in Zusammenhang mit dem Online-Handel.

Ich will 2017 nicht zum Schicksalsjahr für die Branche ausrufen, aber ein weiter so darf es nicht geben.

[Text/Bild: Barbara Summerer]


Echtheit und Glaubwürdigkeit sind auch die Themen der Parfümerietagung 2017. Ein weiteres Thema sind mögliche Auswege aus der Rabattfalle. Sie findet am 03. und 04. April 2017 in Düsseldorf statt: Weitere Informationen: www.parfuemerietagung.de