Ladendiebstahl: Parfüm und Kosmetik unter den „Top-Klauprodukten“

Gut besucht EHI Pressekonferenz zu Inventurdifferenzen 2014 [Bild: EHI]

Köln, 17.06.2015. Mitarbeiter – Trumpf gegen Ladendiebstahl, EHI veröffentlicht Studie zu Inventurdifferenzen im Handel. Die Inventurdifferenzen im Einzelhandel bleiben mit 3,9 Milliarden Euro auch 2014 unverändert hoch. Mit einem Anteil von über 50 Prozent sind Ladendiebstähle nach wie vor die Hauptursache. Bei den Maßnahmen zu deren Vermeidung haben Personalschulungen, vor allem in den Bereichen Kasse, Verkauf und Wareneingang, die höchste Priorität.

Frank Horst, Leiter des Forschungsbereichs Inventurdifferenzen und Sicherheit beim EHI und Verfasser der Studie kommentiert: „Der ständigen Aufmerksamkeit und der Sensibilisierung des Personals kommt eine besondere Schlüsselrolle bei der Reduzierung des Ladendiebstahls zu.“ Die gesamten Ergebnisse der EHI-Studie „Inventurdifferenzen 2015“ präsentiert das EHI heute auf der Inventur- und Sicherheitskonferenz in Köln.

Ladendiebstahl: Hohe Verluste

Im gesamten Einzelhandel summierten sich 2014 die Inventurdifferenzen – bewertet zu Verkaufspreisen – auf 3,9 Milliarden Euro. Handelsexperten schätzen, dass davon auf Ladendiebstähle durch Kunden rund 2,1 Milliarden Euro zurückzuführen sind. Den eigenen Mitarbeitern werden knapp 900 Millionen angelastet und Lieferanten sowie Servicekräften werden etwas mehr als 300 Millionen Euro an Warenverlusten im Jahr zugerechnet. Die restlichen 600 Mio. Euro entfallen auf organisatorische Mängel.
Die durchschnittliche Inventurdifferenz beträgt 1 Prozent vom Umsatz, weitere Kosten entstehen durch Investitionen von rund 1,3 Milliarden Euro in Technik und Personal zum Diebstahlschutz. Insgesamt gehen dem Einzelhandel durch Inventurdifferenzen und Investitionen zu deren Vermeidung 1,3 Prozent des Umsatzes bzw. absolut rund 5,2 Milliarden Euro verloren. Letztlich wird diese Summe in die Verkaufspreise einkalkuliert und jeder ehrliche Kunde zahlt mit. Der Mehrwertsteuerverlust, den der Staat durch Kundendiebstähle erfährt, beträgt rund 450 Mio. Euro jährlich.

Mitarbeiter gegen Langfinger

Bereits jetzt sind Personalschulungen zur Vermeidung von Inventurdifferenzen für fast alle befragten Unternehmen die wichtigste Maßnahme. Fast 30 Prozent planen zudem, diesen Bereich zukünftig weiter zu forcieren, z.B. durch spezielle Schulungen des Kassenpersonal sowie der Führungs- und Verkaufskräfte. 70 Prozent der befragten Unternehmen setzen Kamera- und Videotechnik unterschiedlicher Art als für den Kunden sichtbare Überwachungsmaßnahme ein.

Schwerer Diebstahl drastisch gestiegen

Die angezeigten Ladendiebstähle sind 2014 laut polizeilicher Kriminalstatistik im Vergleich zum Vorjahr um 2,6 Prozent auf 365.373 Fälle gestiegen. Anlass zur Sorge bereitet, dass der einfache Ladendiebstahl zwar eher stagniert, schwere Ladendiebstähle (z.B. von gesicherter Ware) aber dramatisch zugenommen haben. In den letzten sieben Jahren haben sie sich mehr als verdoppelt.

Enormes Dunkelfeld

Die angezeigten Ladendiebstähle spiegeln die tatsächlichen Verhältnisse nur sehr eingeschränkt wider, denn die polizeilichen Kriminalstatistiken erfassen nur einen Bruchteil der Taten – die Dunkelziffer liegt nach wie vor bei über 98 Prozent. Setzt man den durchschnittlichen Schaden der angezeigten Taten in Relation zu dem Anteil, den Kunden an den Inventurverlusten haben, ergibt sich, dass jährlich mehr als 26 Millionen Ladendiebstähle unentdeckt bleiben.

Diebstahlrenner

Den Lebensmittelhändlern werden vor allem kleine, teure Waren wie Parfüm, Kosmetik, Rasierklingen, Spirituosen oder Tabakwaren geklaut. Bei Bekleidung zeigen Diebe eine Vorliebe für hochwertige Marken und modische Accessoires wie Brillen, Tücher oder Modeschmuck. Im Elektronikhandel zählen Speichermedien, Konsolenspiele und Smartphones sowie deren Zubehör zu den beliebtesten „Klauprodukten“.

Die niedrigsten Inventurdifferenzen weisen laut EHI Studie mit nur 0,24 Prozent Getränkemärkte aus. Die Drogeriemärkte besetzen mit 0,78 Prozent des Nettoumsatzes das obere Mittelfeld. Bei nicht näher spezifizierte Vertriebsformen, hierunter fällt auch der Parfümerie-Einzelhandel, wird in der EHI-Studie ein Durchschnittswert von 0,96 Prozent angegeben.

Luxusprodukte bei Dieben gefragt

Luxusprodukte wie Parfums jedoch sind durch Ihre einfache Konvertierbarkeit erfahrungsgemäß noch häufiger unter den Klaurennern zu finden. Auch wenn unter dem Strich letztlich nur 50 Prozent der Inventurdifferenzen auf Ladendiebstähle entfallen.

[Text: EHI/parfuemerienachrichten/Bild: EHI]