Jahrespressekonferenz des Bundesverband Parfümerien e.V. – Branche 2011 gewachsen

Im Rahmen seiner Jahrespressekonferenz in Düsseldorf hat der Bundesverband Parfümerien e.V. die aktuellen Branchenzahlen Parfümerie 2011 für das vergangenen Jahr vorgestellt. Demnach ist der Parfümerieeinzelhandel 2011 erstmals seit Jahren wieder nicht nur nominal, sondern auch real gewachsen.

Nach einem erfreulichen Plus von 2 Prozent im Jahr 2010 konnte die Branche mit einem Umsatzplus von 4,3 Prozent nochmals deutlich zulegen. Das Wachstum lag damit auch über dem preisbereinigten Bruttoinlandsprodukt, das in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr um 3 Prozent zulegen konnte. Es wuchs damit doppelt so stark wie in der gesamten restlichen Eurozone.
Diese Entwicklung erscheint besonders erfreulich vor dem Hintergrund der allgemeinen Konsumausgaben, welche im Vorjahreszeitraum lediglich um 1,4 Prozent zulegten. Darüber hinaus Dieses vergleichbar geringe Wachstum wurde zusätzlich noch in erster Linie durch den KFZ-Sektor angetrieben. Die Parfümerien bzw. der Kosmetikbereich zählen damit zu den derzeit erfolgreichsten Branchen des deutschen Einzelhandels.

Weihnachtsgeschäft – später Start, gutes Ergebnis, Gutscheine sehr gefragt

Das Weihnachtsgeschäft konnte 2011 die gute Entwicklung des Gesamtjahres fortsetzen. Die im Vergleich zum Vorjahr stabile Wettersituation – Stichwort: Schneechaos – wirkte sich günstig aus. Allerdings beginnt der Start ins Weihnachtsgeschäft zunehmend später, wie auch 2011 wieder deutlich machte. Nach einem zunächst schleppenden Start konzentrierten sich die Umsätze schließlich auf die Tage unmittelbar vor den Feiertagen. Gutscheine zählten – sicherlich auch aufgrund der Tagesfolge in diesem Jahr – zu den absoluten Topsellern. Die Zentrumslagen konnten stärker profitieren, obwohl das Weihnachtsgeschäft  in der Summe durchweg positiv verlief. Auch der Anteil der Onlineverkäufe legte zu. In Bezug auf die Umsatzbedeutung ist das Weihnachtsgeschäft damit nach wie vor wichtigster Fixpunkt im Setting der Feiertage.

Branchenzahlen Parfümerie 2011 – Umsätze im Jahresverlauf

Das Jahr 2011 startete durchweg positiv mit sehr starken Januarumsätzen. Nach einem Einbruch im März, der hauptsächlich der Verschiebung des Osterfestes zuzuschreiben war, folgte erwartungsgemäß ein sehr guter April. Mai, September und Oktober entwickelten sich je nach Region sehr unterschiedlich. Der Start ins Weihnachtsgeschäft begann spät, jedoch je nach Region leicht versetzt.
Für die Entwicklung der Branche dominierten somit mit Ausnahme des März und in der Regel zweier Ferienmonate deutlich positive Vorzeichen. Das Weihnachtsgeschäft 2011/2012 war seit langem das Erste, bei dem sich die Branche über echte Zuwächse freuen konnte. Die Konzentration auf wenige Verkaufstage unmittelbar vor den Feiertagen führte jedoch vielerorts zu übervollen Geschäften.

Sortimentsbereiche

Betrachtet man die Sortimentsbereiche, hat das für die Branche mit Abstand wichtigste Segment zu alter Stärke zurück gefunden. Nach einem Minus von 0,3 Prozent im Vorjahr konnten die Damendüfte 2011 um mehr als 6 Prozent zulegen. Vor allem erfolgreiche Neueinführungen beflügelten den Markt und ließen den Sortimentsanteil dieser Produktgruppe auf über 30 Prozent ansteigen.

Noch erfreulicher entwickelte sich in diesem Jahr der sehr erfolgreiche Bereich der dekorativen Kosmetik. Nach einem Plus von 5,4 Prozent in 2010 konnte der dekorative Bereich 2011 nochmals um mehr als 7 Prozent zulegen. Das vor Jahren fast schon totgesagte Segment baute damit seinen Anteil am durchschnittlichen Gesamtumsatz nochmals um über 1 Prozent auf nunmehr 16,4 Prozent aus. Mit intensiven Farben und Lacken sowie hochwertigen und innovativen Produkten konnte die Parfümerie in diesem Segment wieder zum Trendführer aufsteigen.
Der Bereich der Herrenkosmetik entwickelte sich sehr schwach. Geringe Markentreue, hohe Preise und eine vergleichbar geringe Pflegeaffinität der männlichen Kunden führten bei den Pflegeprodukten zu deutlichen Einbrüchen. Das negative Ergebnis konnte allerdings aufgrund der geringen Umsatzbedeutung des Segments durch die positive Entwicklung im Bereich der Herrendüfte überkompensiert werden. Unter dem Strich blieb ein Plus von über 3 Prozent.
Der Pflege-Bereich insgesamt wuchs etwas schwächer nach einer sehr guten Entwicklung im Vorjahr „nur“ mit einem Plus von 1,9 Prozent. Dieser Bereich ist jedoch, entgegen „Duft“ und „dekorativer Kosmetik“, stärker Bedarfs bezogen ausgerichtet, wodurch eine vergleichbar rasante Entwicklung kaum zu erwarten.
Wenig Bewegung zeigt sich im Bereich der sonstigen Produkte. Er verliert wie im Vorjahr (-0,6) leicht um 0,3 Prozent.

Trends und Tendenzen 2011

Der deutsche Parfümerie-Einzelhandel hat 2011 kontinuierlich auf ein gutes Weihnachtsgeschäft hingearbeitet. Innovative Produkte, eine stärkere Konzentration auf Qualität und Service sowie attraktive Angebote und Aktionen wurden von den Kunden belohnt. Sondergrößen und Geschenksets verkauften sich insbesondere im Weihnachtsgeschäft sehr gut.
Dennoch konnten nicht alle Unternehmensgrößen und Standorte gleichermaßen von den Zuwächsen profitieren. Insbesondere im Weihnachtsgeschäft setzte sich der seit Jahren anhaltende Trend zu Innenstadt- und Centerlagen weiter fort. Kleinere Unternehmen konnten dennoch sowohl den Lagerumschlag erhöhen als auch die Spannen verbessern. Der Lageraufbau fiel im Vergleich zum Vorjahr deutlich geringer aus.
Unter dem Strich blieb trotz eines Anstiegs der Einkaufspreise von etwa 2 Prozent für nahezu alle Standorte und Unternehmensgrößen ein reales Umsatzplus. Einer der Gründe könnte in der Rückkehr zur unternehmerischen Vernunft gegen die in den letzten Jahren um sich greifende „Rabattitis“ liegen.
Für den Parfümeriebereich gewinnt das Thema Online auch zunehmend an Bedeutung. Neben den existierenden Online-Shops der Branche haben im letzten Jahr weitere Unternehmen und Kooperationen den Ausbau der Online-Aktivitäten angekündigt.

Auf der anderen Seite zeigt sich eine anwachsende Verunsicherung der Verbraucher. Sie reagieren zunehmend sensibler und hinterfragen deshalb Art und Herkunft vermeintlicher Billigangebote im Netz. Ein Grund dafür könnte sein, dass sich viele Produkte nach dem Kauf als nicht verkehrsfähige Altware oder Fälschungen entpuppen. Hier versucht der Verband mit einem Online-Siegel Klarheit zu schaffen.

Insbesondere im Weihnachtsgeschäft 2011/2012 wurde zudem deutlich, dass der Onlineeinkauf stärker durch Versorgungskäufe als durch emotionale Erlebniskäufe dominiert wird.

Ausblick

Steigende Beschäftigung, niedrige Arbeitslosenquote und ein Anstieg der verfügbaren Einkommen bei gleichzeitig sinkender Sparquote sowie ein robustes Verbrauchervertrauen und eine positive Konsumstimmung bildeten 2012 ein gutes Umfeld für die Entwicklung der Branche. Die Zahl der Erwerbstätigen ist in Deutschland im letzten Jahr kontinuierlich gestiegen. Zeitgleich sank die Zahl der Arbeitslosen auf den Stand von 1992.
Die Jahresteuerungsrate stieg im Jahr 2011 mit 2,3 Prozent leicht an. Der größte Teil davon ist auf die Preisentwicklung im Energiesektor, insbesondere bei Öl, Gas und Treibstoff zurückzuführen.
Die gute Entwicklung der deutschen Unternehmen führt bei den Verbrauchern zu steigenden Einkommenserwartungen. Zu Beginn des Jahres 2012 drückt sich das in einem weiteren Anstieg des Verbrauchervertrauens aus.
Die Entwicklung der Löhne und Energiepreise sowie die nach wie vor unsicheren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in der Eurozone sind die größten Herausforderungen, vor denen der Parfümerie-Einzelhandel 2012 stehen wird.
Einerseits setzte sich, in den ersten beiden Monaten des neuen Jahres, die positive Tendenz des Weihnachtsgeschäfts, wenn auch in leicht abgeschwächter Form, fort. Auf der anderen Seite sind die Umsätze des Einzelhandels insgesamt im selben Zeitraum leicht gesunken.
Dennoch gehen wir bei unveränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auch für 2012 von einer positiven Entwicklung im Parfümerie-Einzelhandel aus. Konkrete Prognosen sind jedoch frühestens nach der Auswertung unseres Stimmungsbildes zur Jahresmitte möglich. Dieses hatte im Vorjahr bereits eine sehr positive Umsatzentwicklung für die zweite Jahreshälfte 2011 prognostiziert.

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