Kosmetik – hohe Nachfrage und tiefer Fall

Kosmetik – hohe Nachfrage und tiefer Fall. Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie wie Händewaschen, das Reinigen und Desinfizieren führten im ersten Quartal zu deutlichen Nachfragespitzen bei Seifen, Reinigern, Desinfektionsmitteln und Handpflegeprodukten. Auch Vollwaschmitteln und Geschirrspülmitteln legten zu. Wenig nachgefragt waren dagegen Produkte wie Lippenstift und Parfüm. Nach Schätzungen des IKW mussten auf Parfüm, dekorative Kosmetik oder Haarpflege spezialisierten Unternehmen während des Lockdowns Einbußen in Höhe von rund 100 Millionen Euro pro Monat verkraften. Besonders hart traf es den Parfümerie-Einzelhandel. Auch der Export von Schönheitspflegemitteln ist deutlich zurückgegangen.

Umsatz mit Schönheits- und Haushaltspflege Produkten wächst im Q1 um 8,5 Prozent

Nach einer Schätzung des Industrieverbands Körperpflege- und Waschmittel (IKW) stieg der Inlands-Umsatz mit Produkten der Schönheits- und Haushaltspflege in den ersten drei Monaten des Jahres um 8,5 Prozent auf 3,84 Milliarden Euro. Ausgewertet wurden hierfür Daten der Marktforschungsinstitute IRI Information Resources, der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) und Appinio, des Statistischen Bundesamtes sowie eigene Quellen. Wachstumstreiber im deutschen Markt waren demnach die Haushaltspflegeprodukte mit einem Plus von 14,9 Prozent. Schönheitspflege legte um 5,9 Prozent zu.

Parfüm, dekorative Kosmetik und Haarpflege verlieren monatlich 100 Mio Euro – Arbeitsplätze in Gefahr

Ungeachtet der starken Umsatzsprünge in einzelnen Kategorien mussten nach Verbands-Schätzungen die auf Parfüm, dekorative Kosmetik oder Haarpflege spezialisierten Unternehmen während des Lockdowns Einbußen in Höhe von rund 100 Millionen Euro pro Monat hinnehmen. Besonders betroffen von den Umsatzverlusten seien kleinere und mittelgroße Hersteller und der Einzelhandel. Sollten sich die negativen Lockdown-Effekte und Exporttendenzen weiter durchziehen, müsse die Branche aufs Jahr gerechnet einen Umsatzverlust von bis zu 900 Millionen Euro hinnehmen und bis zu 15.000 Arbeitsplätze könnten gefährdet sein.

Deutliche Bremsspuren im Außenhandel

Deutliche Spuren hinterließ die ungewöhnliche Situation auch im Außenhandel, der um 8,9 Prozent auf 2,32 Milliarden Euro nachgab. Der Wert der exportierten Schönheitspflegeprodukte sank um 12 Prozent, während sich Haushaltsreiniger & Co. im Export mit plus 1,2 Prozent noch behaupten konnten.

Branchenumsatz steigt im ersten Quartal um 1,2 Prozent

Insgesamt liegt die Branche bei Inlandsgeschäft und Außenhandel zusammengefasst im Vergleich zum Vorjahresquartal mit 1,2 Prozent auf 6,16 Milliarden Euro im Plus. Dabei sank der Wert der verkauften Schönheitspflegeprodukte um 1,9 Prozent, während Haushaltspflege mit plus 9,8 Prozent eine coronabedingte Sonderkonjunktur ausweist.

Corona-Pandemie: Branche reagiert auf erhöhte Nachfrage

Auf die mit der Pandemie verbundene, unvorhersehbar große Nachfrage nach Seifen, Handdesinfektionsmitteln und Handpflegeprodukten sowie Oberflächendesinfektionsmitteln und Reinigern konnten die im IKW organisierten Unternehmen mit kurzfristiger Anpassung ihrer Produktion reagieren und so weitgehend Lieferfähigkeit sicherstellen. Darüber hinaus leisteten viele Unternehmen der Branche durch Geldspenden sowie Spenden von Desinfektionsmitteln, Seifen und Schutzmasken spontane Hilfe zur Krisenbewältigung.

Aufhebung von Beschränkungen wichtig – Umsatz- und Arbeitsplatzverluste drohen

IKW-Geschäftsführer Thomas Keiser: „Insgesamt zeigt sich bisher auch in der Krise die Stabilität unserer Branche. Nach dem Lockdown ist es jetzt für die Unternehmen elementar wichtig, dass die Öffnung aller Verkaufsflächen, Friseurgeschäfte, Kosmetik- und Nagelstudios bestehen bleibt und Beschränkungen im Exportgeschäft gelöst werden. Sonst drohen noch höhere Umsatz- und Arbeitsplatzverluste.“
In diesem Zusammenhang verwies Keiser auf den Konsumklimaindex der GfK, der mit einem Minus von 21,4 Punkten für April und erwarteten minus 23,4 Punkten für Mai historische Tiefstände ausweist. Auch das Konsumbaraometer des Handelsverband Deutschland hatte der Verbraucherstimmung im April 2020 einen historischen Tiefstand diagnostiziert.

Privater Konsum spielt in der Krise eine entscheidende Rolle

Keiser: „Der private Konsum wird bei der Überwindung der durch die Pandemie ausgelösten Wirtschaftskrise eine zentrale Rolle spielen. Unsere Branche nimmt diese Herausforderung an. Denn Schönheits- und Haushaltspflege haben sich in den vergangenen Jahren durchweg als Konjunkturstütze erwiesen, weil sie Verbraucherwünsche erkennen und mit innovativen und beliebten Produkten erfüllen.“

Kosmetik – hohe Nachfrage und tiefer Fall

Das bestätigt auch Elmar Keldenich, Geschäftsführer des Bundesverband Parfümerien. Nachdem der Konsum lange Zeit die wichtigste Stütze der wirtschaftlichen Entwicklung war, ist nach seiner Meinung die Stützung des Konsums nun ebenfalls eine gesellschaftliche Herausforderung: „Die Wochen des Lockdowns haben die Unternehmen unserer Branche vor völlig neue Herausforderungen gestellt. Die Kosten liefen zunächst zum Großteil weiter, während die Einnahmen komplett weggebrochen sind.“

Weiterhin keine Normalisierung im Handel

Obwohl die Schließungen in Handel inzwischen aufgehoben sind, sieht Keldenich noch keine Anzeichen für eine Normalisierung der Situation. Nach wie vor bestimmen geringe Kundenfrequenz und Kaufzurückhaltung das Bild: „Auch wenn es uns inzwischen gelungen ist, die finanzielle Situation der Unternehmen mit staatlichen Hilfen und Kreditgarantien zu stabilisieren, sind wir noch lange nicht über den Berg. Verbände, Gesellschaft und Politik müssen jetzt an einem Strang ziehen. Letztlich geht es dabei darum, die Vielfalt im Handel und lebenswerte Innenstädte zu erhalten!“

[Text: parfuemerienachrichten/Bild: IKW]