Chance Cross Border E-Commerce!? – Interview: Alexander Kremer von JD.com

Chance Cross Border E-Commerce!? – China-Expertin und Beraterin Julia Bingel im Gespräch mit Alexander Kremer Director Omnichannel Supermarket Group bei JD.com. Dabei ging es nicht nur um die Auswirkungen von COVID-19 sondern auch um die Chancen und Möglichkeiten von Cross Border E-Commerce für deutsche Unternehmen.

JD.com ist Chinas größter Händler

JD.com ist Chinas größter Händler. Das Unternehmen ist sowohl als Versandhändler, Plattform, als auch stationär im Supermarkt-Bereich tätig. Die Plattform JD.com bietet über Web und App in nahezu allen Bereichen der Konsumgüterindustrie Produkte an: Darunter in den Feldern Telefonie und Computer inklusive Zubehör sowie weitere Elektronikgeräte; Kleidung, Schuhe und Taschen; Garten und Heim; Schmuck und Uhren; außerdem vertreibt JD Sportartikel, Schönheitsprodukte, Spielzeug oder Automobilzubehör. Im Geschäftsjahr 2019 erzielte JD.com einen Umsatz von 82,86 Milliarden US Dollar, dabei wurde ein Jahresüberschuss von 1,75 Milliarden US Dollar ausgewiesen. Die Bilanzsumme betrug 37,31 Milliarden US Dollar.

Julia Bingel: Hallo Herr Kremer, herzlichen Dank, dass Sie uns für ein Interview hinsichtlich meiner Fragen zum chinesischen Markt und zur aktuellen Situation bezüglich der durch COVID-19 verursachten Herausforderungen, zur Verfügung stehen. In Deutschland erleben wir derzeit ebenso eine sehr instabile und ungewisse Zeit und viele Marken haben Fragen und Zweifel, wie und wann sie ihre Schritte in Richtung China beginnen sollten.

Julia Bingel: COVID-19 hat viele Dinge auf der Welt verändert. Wie sieht es hinsichtlich eines Markteintritts in China aus? Ist es noch zu früh diesen Schritt zu tun?

Alexander Kremer: Ausgehend vom Lockdown in Wuhan, der um den 24. Januar stattfand, erlebt China und der Einzelhandelsmarkt insgesamt eine sehr schwierige Zeit. Als der Lockdown in Wuhan offiziell am 8. April endete, kehrt der allgemeine Konsum langsam zu einem (neuen) Normalwert zurück. Mit Blick auf unser eigenes Geschäft und die Erfahrungen der letzten Monate glauben wir, dass der Online-Kanal (und die Omni-Channel-Lösungen) so relevant wie nie zuvor sind. CBEC bleibt eine großartige und einfache Möglichkeit, den Markt zu testen. Darüber hinaus erlebte die chinesische Wirtschaft den wirtschaftlichen Schock früher als viele andere Orte. Infolgedessen erholt sie sich schnell und schneller als viele andere Orte. Tatsächlich empfehlen wir Marken, ihre Markteintrittsprojekte jetzt neu zu starten.

Julia Bingel: Markenbekanntheit und Kundenbedürfnisse haben sich ebenfalls geändert. Konzentrieren sich chinesische Kunden jetzt mehr auf chinesische Marken oder haben ausländische Marken in diesem riesigen Markt noch eine Chance?

Alexander Kremer: Es gibt nach wie vor eine Reihe grundlegender Trends, die von der COVID-19-Situation nicht besonders betroffen sind. Einerseits ist es wahr, dass chinesische Marken in den letzten Jahren auf ganzer Linie hochwertiger geworden sind. Wir sehen das in Kategorien wie Elektronik und Konsumgüter gleichermaßen. Auf der anderen Seite erleben wir weiterhin den „Aufstieg der Mittelklasse“ in China, wo die Menschen weiterhin über mehr finanzielle Ressourcen verfügen und diese gerne ausgeben, um neue aufregende Waren (z. B. neue Geschmacksrichtungen) zu entdecken oder Waren von hoher Qualität (z. B. hergestellt nach bestimmten Qualitätsstandards). Dieser spätere Trend kann zugunsten internationaler Marken sein. Insgesamt glauben wir, dass chinesische Verbraucher bereits in jeder Kategorie eine große Auswahl an Marken und Produkten zur Auswahl haben und ausländische Marken ihre Positionierung einschließlich Preisgestaltung und Produktauswahl beim Eintritt in den chinesischen Markt klar definieren müssen. Wir arbeiten sehr eng mit Marken zusammen, um dies zu erreichen. Aber in einem großen und wachsenden Markt wie dem chinesischen Online-Markt gibt es sicherlich noch viele Möglichkeiten, und Online ist ein großartiger „zentralisierter“ Kanal, der es ermöglicht, eine große Kundengruppe im ganzen Land anzusprechen.

Julia Bingel: Beim Eintritt in den chinesischen Markt ist die Bedeutung von CBEC (Cross Border E-Commerce) sehr hoch. Aber warum? Was ist der Vorteil für ausländische Marken?

Alexander Kremer: CBEC ist ein äußerst effizienter Weg, um in den chinesischen Markt einzutreten oder in ihn einzudringen. Damit können Marken ihre Waren online an ein großes Publikum verkaufen. Online in China macht über 20% des gesamten Einzelhandelsmarktes aus, was eine extrem hohe Zahl darstellt. Insbesondere CBEC verzeichnet in den letzten Jahren einen raschen Anstieg der Käufer. Durch die Verwendung von CBEC als Kanal können Marken, die bisher keine lokale Präsenz in China haben, Zeit und Mühe (z. B. Registrierung lokaler Unternehmen und Bestehen von Importtests) sowie Importsteuern sparen. Zum anderen müssen sie längere Lieferzeiten und höhere Erfüllungskosten hinnehmen. Für Lieferzeiten können durch Zolllager von JD Logistics sogar diese auf wenige Tage reduziert werden. Für Marken, die den Einzelhandelsmarkt von 1,4 Mrd. Menschen und USD 5+ tn „testen“ möchten, ist CBEC eine sehr empfehlenswerte Methode.

Julia Bingel: Danke Herr Kremer, für die wertvollen Informationen. Ich möchte mich auch bei Ella Kidron vom JD Global Corporate Affairs Team bedanken. Vielen Dank, dass Sie mich bei diesem Projekt und Interview unterstützen.

Chance Cross Border E-Commerce – Web-Session am 18.11.2020

Bild: Führte das Gespräch mit Alexander Kremer und informiert bei einer Web-Session am 18.11.20 über den Verlauf des chinesischen Singelsday 2020; China-Expertin und Beraterin Julia Bingel. [Foto: Julia Bingel/Anja Walz]
Führte das Gespräch mit Alexander Kremer und informiert bei einer Web-Session am 18.11.20 über den Verlauf des chinesischen Singelsday 2020; China-Expertin und Beraterin Julia Bingel. [Foto: Julia Bingel/Anja Walz]

Am 11.11.20 findet mit dem chinesischen Singles’ Day oder Guanggun Jie das umsatzstärkste Online-Shopping Event der Welt statt. Als globaler Konjunkturindikator steht das Event in diesem Jahr, noch stärker als sonst, im Blickpunkt der Weltwirtschaft. Wir ziehen Bilanz, Julia Bingel, und einer Web-Session am 18.11. Für Mitglieder der Fachabteilung Parfümerien im Bundesverband Parfümerien ist die Teilnahme kostenlos.

Weitere Informationen finden Sie auf der Web-Seite des Bundesverband Parfümerien…