VKE-Präsident Markus Grefer im Gespräch – Kommunikation ist alles

Markus Grefer ist seit 2011 Geschäftsführer der PUIG Deutschland und Österreich GmbH und seit 2015 General Manager für die DACH Region. Im Rahmen der Mitgliederversammlung wurde er am 25.06.2019 zum neuen Präsidenten des VKE-Kosmetikverband gewählt. Er folgt damit auf Stephan Seidel, der das Amt elf Jahre lang innehatte. Wir sprachen mit Markus Grefer über Grundsätze, Kommunikation, große Fußstapfen, Konsumentenbedürfnissen und selektiven Vertrieb.

PN Guten Tag Herr Grefer, herzlichen Glückwunsch zur Wahl zum Präsidenten des VKE Kosmetikverbandes. Was hat Sie motiviert, Präsident des Verbandes zu werden?

Wir arbeiten in einer faszinierenden Branche, die sich seit einigen Jahren stärker denn je im Umbruch befindet. Die Konsumenten haben v.a. durch die Digitalisierung einen unbegrenzten Zugang zu Informationen und Kaufoptionen und damit Alternativen zu herkömmlichen Einkaufsstätten bzw. Marken- und Produktangeboten. In diesem Umfeld ist es umso wichtiger die Kriterien des Selektiven Marktes nicht nur zu bewahren, sondern gleichzeitig in Einklang mit neuen Vermarktungsmöglichkeiten zu bringen und sich dabei ganz eng an den Konsumentenbedürfnissen zu orientieren. Diese Herausforderungen im Zusammenspiel zwischen Handel und Industrie seitens des Verbandes mit zu gestalten hat mich für die Aufgabe motiviert.

PN Wie würden Sie den Menschen Markus Grefer in zwei Sätzen beschreiben?

Ausgeglichen, aber auch neugierig. Ich versuche immer eine positive Einstellung an den Tag zu legen, da hierbei deutlich mehr Energie freigesetzt wird und gehe Konflikten dabei nicht aus dem Weg.

PN Haben Sie so etwas wie ein Lebensmotto?

Ich würde es nicht als Lebensmotto bezeichnen, finde aber den Grundsatz „behandle andere so wie du selbst behandelt werden möchtest“ in jeder Lebenslage – ob privat oder beruflich – sehr hilfreich.

PN Als Nachfolger von Stephan Seidel treten Sie in große Fußstapfen, welche Schwerpunkte möchten Sie als Präsident setzen?

Stephan Seidel hat mit dem Verband und für die Branche sehr viel bewegt und erreicht. Der Verband hat seine Ziele und Aktivitäten klar umrissen und hier möchte ich auch anknüpfen. Einen Schwerpunkt sehe ich für mich im oben genannten Zusammenspiel zwischen Handel und Industrie, da hierin auch der Schlüssel zur Weiterentwicklung des Selektiven Marktes liegt. In der Branche wird oftmals ausschließlich der eigene Bereich „abgesteckt“ – von beiden Seiten. Die Herausforderungen sind jedoch deutlich größer und werden nur gemeinsam zu meistern sein. Zum Beispiel im Bereich Duft sollten wir viel mehr Energie und Ressourcen zusammenbringen, um die Penetration von Duft zu erhöhen, die im Vergleich zu anderen Europäischen Ländern noch erhebliche Potentiale birgt.

PN Kommunikation wird in ihrem Unternehmen, Puig, traditionell großgeschrieben. Für unsere Branche scheint das nicht immer zu gelten. Müssen sich die Unternehmen generell besser vernetzen?

Kommunikation ist alles. Ein funktionierendes Netzwerk auch. Für mich gilt dies nicht nur unter den Unternehmen, sondern generell zwischen allen Partnern in der Branche also auch für Händler und Industrie. Austausch und Vernetzung sind zentrale Erfolgsfaktoren.

PN Was sind 2019 die aktuellen Herausforderungen für die Parfümerie und Luxuskosmetikbranche?

Es klingt simpel, ist es aber nicht: dem Konsumenten einen einzigartigen Mehrwert bieten! „Mehrwert bieten“ hat in der heutigen Zeit viel mehr Gewicht bekommen. Der Kunde weiß viel mehr über Beautyprodukte als noch vor ein paar Jahren und er fordert mehr. Er ist verwöhnt. Er will mehr und oft auch eine andere Art von Luxus, mehr Erlebnis, mehr Service und ein großartiges Produkt und am besten jetzt gleich. Umso mehr kann die Devise daher für die Kosmetikbranche nur lauten: anders und einzigartig zu sein.

PN Wie lässt sich das in der Praxis umsetzen?

Die Kosmetikindustrie kann nur durch innovative hochwertige Produkte mit einmaligen Storytelling und dem gewissen Luxusappeal punkten und die Parfümerie nur durch ein differenziertes Ladenkonzept, eine einmalige Marken- und Produktinszenierung, gutes Fachpersonal und einen exzellenten Service. Heute braucht es neben dem erstklassigen Produkt noch mehr das „gewisse Etwas“, um den Kunden zu überzeugen. Nur wer die Erwartungshaltung des Kunden übertrifft und den WOW-Effekt auslöst, wird Luxus weiter erfolgreich verkaufen.

PN Wo sehen Sie in diesem Zusammenhang die größten Chancen für die Branche?

Personalisierung spielt auch eine wesentliche Rolle, um den Kunden für sich zu gewinnen. Der Konsument möchte heute individuell angesprochen werden und ein ganz persönliches Produktangebot erhalten.

PN Welche Rolle spielt der Handel dabei?

Eine große. Handel und Industrie sollten bei der individuellen Kundenansprache noch enger zusammenarbeiten. Es wäre sehr erfolgsversprechend, wenn man Daten gemeinsam und gezielter nutzen würde, um den Konsumenten auf seiner Customer Journey persönlich mit einem individuellen Produktangebot anzusprechen und zu begeistern.

PN Wenn Sie den Markt von heute mit dem von 2011 vergleichen, als Sie als PUIG Geschäftsführer gestartet sind, gibt es da Unterschiede?

Um ehrlich zu sein, war der Markt schon immer ein Verdrängungsmarkt heute wie damals, sprich: nur außergewöhnliche Produkte mit großartigem Storytelling und einer guten Vermarktungsstrategie sowie den richtigen Handelspartnern können erfolgreich am Markt sein.
Auch die Marktgröße hat sich nicht wirklich verändert über die letzten Jahre, doch das Geschäft hat sich verändert vor allem durch die Digitalisierung der Gesellschaft.

PN Was genau bedeutet das für das Geschäft in unserer Branche?

Es ist komplexer geworden. Ich verstehe digital dabei allerdings als Chance sowohl für den On- und Offline Handel. Wir wissen, dass sich ein Großteil der Bevölkerung durch alle Altersschichten hinweg online bewegt. Auch der stationäre Handel kann davon profitieren. Wenn man den Kunden durch gezielte Online-Maßnahmen auf seiner Customer Journey anspricht, kann man damit auch den Traffic in den stationären Handel lenken. Erfolgreich ist nur, wer sich an der Erwartungshaltung des Kunden orientiert. Darüber hinaus gilt, die Faszination für unsere tolle Beautybranche und unsere innovativen Produkte beim Kunden neu zu wecken, ihn zu überraschen, verwöhnen und zum Träumen zu bringen. Dann wächst der Markt wieder.

PN Wie stehen Sie zum Thema selektiver Vertrieb? Erfolgsgarant oder Rohrkrepierer?

Selektiver Vertrieb ist ein ganz wichtiges Erfolgskriterium. Wer Luxus verkaufen möchte, muss selektiv sein in jeder Hinsicht. Das fängt an beim Produkt, nur die besten Materialien und Ingredienzien zu verwenden, über die Auswahl der besten Kommunikationskanäle und das Umfeld, in dem geworben wird, bis hin zur Auswahl der Händler, die mit ihrem Storekonzept und Sortiment perfekt zur eigenen Marke passen müssen. Für mich ist selektiver Vertrieb DER Garant, um gehobene wertige Marken erfolgreich zu verkaufen.

PN Herr Grefer, vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg mit der neuen Aufgabe.

[Interview: parfuemerienachrichten/Bild: PUIG]