Tipp: Ladendiebstahl erkennen und verhindern

Tipp: Ladendiebstahl erkennen und verhindern. Im letzten Jahr wurden mit 391.000 angezeigten Ladendiebstählen ein neues Rekordhoch verzeichnet. Die Dunkelziffer ist sogar noch höher, da die meisten Diebstähle nicht erkannt oder nicht angezeigt werden. Für 2017 wird mit noch höheren Zahlen gerechnet. In Parfüm- und Kosmetikfachgeschäften wird erfahrungsgemäß besonders viel gestohlen.

Deshalb sollten die Mitarbeiter zukünftig noch mehr, als wie in der Vergangenheit, durch Schulungen oder Testkäufe, sensibilisiert werden.

Tipp: Ladendiebstahl erkennen und verhindern – Wie verhalten sich Ladendiebe?!

Viele Ladendiebe machen durch bestimmte Verhaltensweisen auf sich aufmerksam. Das liegt u.a. daran, dass immer noch die meisten Ladendiebe „normale“ Kunden sind, häufig auch Stammkunden im Geschäft.

Folgende „Signale“ könnten auf einen unehrlichen Kunden schließen und der Kunde sollte dann zumindest „im Auge“ behalten werden.

  • Zielloses und unentschlossenes Umherlaufen im Geschäft, z.B. hat der Kunde eine Sportshirt in der Hand und wechselt „auffällig“ häufig die Abteilungen.
  • Unruhiges und misstrauisches Beobachten von Käufern und Verkäufern (der ehrliche Kunde interessiert sich eher für die Ware und nicht für sein Umfeld).
  • Genaues Verfolgen aller Vorgänge im Verkaufsraum und der Kunde sucht häufig den Blickkontakt mit einem Verkaufsmitarbeiter.
  • Langes, eingehendes Betrachten der Ware und „längeres“ Stehen vor einem Verkaufsständer oder Regal.
  • Viele Ladendiebe bevorzugen es, keinen Einkaufswagen oder Korb zu nehmen. Achten Sie deshalb auf Kunden, die mehrere Artikel in der Hand halten. Wenn Sie dies bemerken, bieten Sie aktiv einen Einkaufskorb oder eine „Haustasche“, wenn vorhanden, an. Der mögliche Dieb fühlt sich eher erkannt und der ehrliche Kunde freut sich über den aufmerksamen Mitarbeiter. Dazu kommt der psychologische Effekt, dass ein Kunde mit einem Einkaufsbehältnis mehr als der Kunde ohne, einkauft.
  • Achten Sie besonders auf Kunden, die Handtaschen (Rucksäcke bei Jugendlichen) nicht verschlossen haben. Was können Sie tun? Gehen Sie offen und freundlich auf den Kunden zu und weisen sie ihn darauf hin, dass seine Handtasche nicht verschlossen ist. „Ihre Tasche ist offen.“ Der ehrliche Kunde freut sich über Ihre Aufmerksamkeit, der mögliche Ladendieb „ärgert“ sich.
  • Eine Kundengruppe schirmt sich gegenseitig ab, häufiger zu beobachten bei Jugendlichen, aber nicht nur. Dann am besten sofort ansprechen. „Kann ich was für Sie (Euch) tun?“
  • Auch ein Verhalten: Der Dieb haut mit gestohlener Ware ab. Was erlaubt das Gesetz? StPO (Strafprozessordnung) § 127 „Vorläufige Festnahme“. „Wird jemand auf frischer Tat betroffen oder verfolgt, so ist, wenn er der Flucht verdächtig ist oder seine Identität nicht sofort festgestellt werden kann, jedermann befugt, ihn auch ohne richterliche Anordnung vorläufig festzunehmen.“ Es ist trotzdem immer anzuraten: Vorsicht ist geboten! Bringen Sie sich nicht selbst in Gefahr. Eigensicherung immer vor Warensicherung!

Die Rechtslage: Wann ist ein Ladendiebstahl „eigentlich“ vollendet?

Hier gibt es sehr unterschiedliche Aussagen.
Die meisten meinen, ein Ladendiebstahl ist erst „vollendet“, wenn der „Kunde“ an der Kasse „vorbei“ ist.

Das stimmt nicht ganz. Der Diebstahl ist vollendet, wenn der Kunde eine Ware schon im Verkaufsraum in seine „Gewahrsamsenklave“ (Besitzdienerschaft) bringt. Wo die Kasse in einem Betrieb steht, spielt bei der Ausübung einer Straftat keine Rolle.

Das häufig von der Kasse immer die Rede ist, liegt daran, dass der Händler meist wartet, bis der Ladendieb an der Kasse vorbei ist, bis er diesen anspricht. Das ist auch die richtige Vorgehensweise, sollte es zu einer späteren Strafanzeige kommen.

Kunden schon beim Verdacht freundlich ansprechen

Zur „sofortigen“ Diebstahlvorbeugung ist es sinnvoller, den Kunden schon beim Verdacht (es wird gesehen, dass der Kunde eine Ware in seine Privattasche steckt) anzureden. Beispiele:

„Darf ich Ihnen helfen?- Was kann ich für Sie tun?“
„Soll ich Ihre Creme schon an die Kasse bringen?

Der Kunde merkt dann, dass Sie ihn „bemerkt“ haben und lässt eher die „Finger“ vom Klauen. Der Verkaufsmitarbeiter hat auch nicht immer Zeit, dem möglichen Dieb hinter her zu laufen, was auch eine längere Zeit beanspruchen kann, wenn es sich um ein großes Fachgeschäft handelt.

Die TOP 6 Tricks der „Langfinger“

Die Verkaufsmitarbeiter sollten zumindest die häufigsten Tricks der Diebe kennen und erkennen. Die Top 6 Tricks machen allein ca. 90% aller Diebstahltricks aus.

  1. Die einfache und gebräuchlichste Methode
    Die Ware verschwindet direkt in der Einkaufstasche, in großen Manteltaschen oder weiten offenen Jacken. Diese einfache Methode kommt in über 90% der Fälle zum Tragen. Es betrifft die so genannten „Gelegenheitsdiebe“, die heutzutage wieder wesentlich mehr geworden sind, also Täter, die zum ersten Mal „aufgefallen“ sind).
    Auch „verschwindet“ immer mehr in großen Handtaschen oder Rucksäcken.
    Vorbeugung: Mitarbeiter aufmerksam sein und Kunden aktiv ansprechen. Auch die freundliche Begrüßung kann einem möglichen Dieb schon signalisieren, dass er „wahrgenommen“ wurde.
  2. „Teuer gegen Billig“ im Karton
    Rechtlich ein Warenbetrug, wenn ein Mitarbeiter dies sieht und den Kunden nach der Kasse, anspricht. Diese Methode sei an einem einfachen Beispiel erläutert: An der Kasse bezahlt der Kunde ein günstiges Parfüm für 15 Euro. Im Karton befindet sich jedoch wesentlich hochwertigere Ware für z.B. für 70 Euro. Kassenmitarbeiter sollten hier immer genau kontrollieren. Vorbeugung: Immer genau an der Kasse kontrollieren.
  3. „Zupacken“- Trick
    Dieser Trick stellt einen Warenbetrug dar, würde man den Vorsatz beweisen können, was leider selten möglich ist. Betrüger bereiten diesen Trick meist in unüberschaubaren Ladenbereichen oder in Nebenräumen (Kundentoiletten, Umkleidekabinen u.a.) vor. Hohlkörper, wie gekaufte Abfalleimer, Plastikkörbe o.ä. werden mit gestohlener Ware aufgefüllt.
  4. Der „Zeitschrift in Zeitschrift-Trick“
    Ein z.B. hochwertiges Parfüm wird in die Kundenzeitschrift gesteckt, die häufig in einem Geschäft „frei herum liegen“. Besser und „sicherer“ ist es, kostenlose Magazine dem Kunden immer an der Kasse persönlich zu übergeben. Dies hat auch eine höhere Wertigkeit für das Magazin.
  5. Der „Umetikettier- Trick“
    Dieser Trick ist strafrechtlich eine Urkundenfälschung, sollte der Betrüger vor Ort „erwischt“ werden. Häufig lassen unachtsame Mitarbeiter Preisauszeichnungsgeräte im Geschäft liegen. Dies kann dann leicht von Betrügern genutzt werden, sich die Preise „selbst zu machen“. Die Preisauszeichner sind heutzutage selbst für Laien leicht zu benutzen. Alle Preisauszeichnungsgeräte in einem Geschäft sollten immer verschlossen und nur für Verkaufsmitarbeiter zugänglich sein. Auch möglich, dass Scanneretiketten einfach vertauscht werden. Wichtig ist zu wissen, dass der Preis am Verkaufsregal eine Preisangabe darstellt und „nur“ der Preis in der Kassenanzeige und auf dem Kassenbon rechtlich gilt.
  6. Der Kinderwagen-Trick
    Ein Kinderwagen ermöglicht es, eine große Anzahl Artikel zu entwenden. Die Ware wird aus Platzmangel „notwendigerweise“ auf die untere Ablage gelegt. Oft wird dann das Bezahlen der Ware an der Kasse „vergessen“?!Immer aufmerksam bleiben und beobachten, wenn der Vater oder die Mutter auffällig häufig mit Ware in der Hand zum Kinderwagen geht. An der Kasse genau beobachten- auf anhängende Taschen achten und evtl. nachfragen. Auch prüfen, ob ein Kind etwas in der Hand hält.

Über den Autor

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Hans-Günter Lemke ist Handelsberater, Buchautor und Trainer. Er war fast 20 Jahre als Führungskraft und Ausbilder in verschiedenen Handelsunternehmen tätig. Seit 1998 arbeitet er als selbständiger Handelsberater für den Einzel- und Fachhandel. Unter Anderem ist er seit 2003 Referent und Berater der beauty alliance Akademie. Neben dem Bereichen Inventurverbesserung und Diebstahlvorbeugung beschäftigt er sich mit den Themen Kundenorientierung und Kundenbindung, Warenpräsentation und Mystery Shopping (Testkäufe).

 

[Text: Hans-Günter Lemke, Bilder: parfuemerienachrichten/Hans-Günter Lemke]