Diebstahlvorbeugung: Tipps für bessere Inventurergebnisse: In den letzten Jahren wurde der Verlust durch Ladendiebstahl im deutschen Einzel- und Fachhandel mit ca. 4-5 Milliarden Euro beziffert. Diese Zahlen werden auch als Inventurdifferenzen benannt. Es gibt vier verschiedene „Verursacher“ von Inventurdifferenzen. Inventurdifferenzen-Experte Hans Günter Lemke informiert über die Hintergründe.
Inventurdifferenzen – Kundendiebstahl mit über 50 Prozent
Den Hauptanteil macht der Kundendiebstahl mit über 50 Prozent aus, dann folgen Verluste durch Mitarbeiterdelikte, organisatorische Schwachstellen und der geringste Anteil der Inventurdifferenzen sind Delikte von Lieferanten oder Fremdmitarbeitern (Reinigungsmitarbeiter, Außendienst, Handwerker, u.a.).
Wie können Inventurergebnisse positiv beeinflusst werden?
1. Organisatorische Möglichkeiten zur Inventurverbesserung
Reden Sie regelmäßig mit ihren Mitarbeitern über das Thema „Inventurdifferenzen“ und zeigen sie auch Zahlen auf. Z.B., was es für den Betrieb bedeutet, wenn z.B. ein hochwertiges Parfüm für 80 Euro „geklaut“ wird. Information der betriebswirtschaftlichen Zusammenhänge eines Geschäfts. Erläutern Sie ihren Mitarbeitern, was eine Inventurdifferenz für die Ertragslage oder den Gewinn bedeutet. Machen Sie allen die Verantwortung für das ihm vertraute Eigentum bewusst. Auch hier ist vielen in einer Parfümerie nicht bewusst, welche Werte z.B. in nur einem kleinen Verkaufsregal „stecken“. Wer denkt schon immer daran, dass in manchen Regalen häufig mehrere Tausend Euro lagern.
Senkung von Inventurdifferenzen als Unternehmensziel
Machen sie Inventurdifferenzen zum Unternehmensziel, d.h. die Mitarbeiter erhalten eine Prämie oder einen Gutschein, wenn die Zahlen in „Ordnung“ sind. Oft hilft eine kleine Prämie (Warengutschein) als Anreiz für den Mitarbeiter, mehr auf Ladendiebe zu achten. Regelmäßige Schulungen im Geschäft über alle Themen zur Diebstahlvorbeugung. Mindestens einmal im Jahr. Am besten mit einem externen Experten. Neue Mitarbeiter immer umfassend einarbeiten, z.B. („Pate“- Begleitung- Training- einsetzen), damit diese sich „von Anfang an“ möglicher Verluste bewusst sind. Einsatz von professionellen Testkäufen, um aufzuzeigen, mit welchen Tricks heute Diebe und Betrüger „unterwegs“ sind. Regelmäßige Gespräche z.B. bei Kassendifferenzen oder nach Testkäufen. Aktualisieren sie mindestens einmal im Jahr die Kassenanweisung (wenn noch keine existiert, ist zu empfehlen, eine zu erstellen) und besprechen sie diese mit allen.
2. Technische Möglichkeiten zur Inventurverbesserung
Zum einen gehört dazu, dass die Mitarbeiter immer besser geschult werden sollten, zum anderen ist auch die Installation einer Warensicherungsanlage eine gute Ergänzung, um Inventurverluste „im Rahmen“ zu halten.
Kleine und hochwertige Waren gefährdet
Besonders in den Parfümerien und Drogerien, in denen „kleine“ und hochwertige Waren angeboten werden, kann die Warensicherung eine wichtige Rolle spielen. Natürlich wäre es einfach, teure Artikel einfach unter Verschluss zu halten, wie wir es aus Schmuckfachgeschäften oder Kaufhäusern kennen. Es hat sich jedoch eindeutig erwiesen, dass Produkte, die nur mit einem Verkäufer verkauft werden können, weil dieser erst den Verkaufsschrank aufschließen muss, wesentlich weniger Umsätze erbringen.
Aus diesem Grund und auch, weil die Installation einer Warensicherungsanlage wesentlich mehr der Abschreckung von Ladendieben dient, ist es sinnvoll verschiedene Systeme zu kennen und Vor- und Nachteile abzuwägen.
Elektronische Artikelsicherung ( EAS)
Auf dem Markt haben sich unterschiedliche Systeme der elektronischen Artikelsicherung (EAS) etabliert, die nach verschiedenen technischen Verfahren arbeiten.
Das Funktionsprinzip ist im Grundsatz bei allen gleich. Die Artikel werden durch Spezialetiketten gesichert. Diese Etiketten können durch berechtigtes Personal entfernt bzw. deaktiviert werden. Sobald ein Kunde versucht, mit unbezahlter Ware den Laden zu verlassen, wird ein Alarm ausgelöst.
Die Empfangs- bzw. Detektionseinrichtungen sind je nach verwendeter Technik als Schleusensystem mit seitlich angeordneten Detektionsantennen, als Bodensysteme, als Überkopfsysteme als integrierte Systeme, z.B. in Schaufensterpuppen, anzutreffen.
Als Sicherungsetiketten kommen je nach verwendeter Grundtechnik Hart-, Klebe- und Softetiketten in Betracht. Diese werden mit einem speziellen Verschluss und Spezialnadeln an der Ware befestigt.
Das gefahrlose und beschädigungsfreie Entfernen der Sicherungsetiketten vom Produkt ist nur mit speziellem Gerät, z.B. mit Spezialmagneten, mechanischen, pneumatischen oder elektronischen Lösezangen möglich.
Die Sicherungsetiketten werden dann durch berechtigtes Personal entfernt bzw. deaktiviert. Dazu gibt es verschiedenartige Möglichkeiten der Entwertung, entweder sind diese direkt in oder an der Kasse eingebaut oder man entfernt die Sicherungsetiketten mit einem Handgerät.
Einsatz von Videoüberwachung
Auch der Einbau einer Videoüberwachungsanlage ist ein wirksames Mittel, um Geschäftsergebnisse zu verbessern. Am sinnvollsten ist es dann, zur Diebstahlvorbeugung schon im Eingangsbereich der Parfümerie einen größeren Monitor zu installieren. So sieht der mögliche Ladendieb schon beim Betreten der Parfümerie, dass er „gefilmt“ wird.
Auch ist eine gute Abschreckung gegen Diebstahl, wenn Kameras in Problembereichen,(z.B. schwer einsehbare Ladenbereiche, im Kassenbereich oder auch in Nähe diebstahlgefährdeter Warengruppen, installiert sind.
Es ist zu beachten, dass schon an der Eingangstür des Geschäfts ein Hinweisschild (für den Kunden) angebracht ist, damit dieser erkennt, dass im Geschäft eine Videoanlage ist. Dies gilt auch dann, wenn z.B. nur Kameraattrappen angebracht sind. Siehe folgendes Beispiel.
Diebstahlvorbeugung bleibt wichtig
Fazit: Alle, die heutzutage im Verkauf tätig sind, müssen sich mit dem Thema „Diebstahlvorbeugung“ immer wieder beschäftigen, damit Inventurergebnisse nicht das Geschäftsergebnis zu nachhaltig belasten.
Bundesfachschule: Tagesseminare zu Inventurdifferenzen
Zur Zeit arbeitet die Bundesfachschule des Parfümerie-Einzelhandels mit Hans-Günter Lemke an Tagesseminaren zum Thema Inventurdifferenzen die speziell auf die Bedürfnisse des Parfümerie-Einzelhandels zugeschnitten sind. Als Seminarort ist Düsseldorf geplant. Das Angebot wird auch als Inhouse-Seminar buchbar sein. Weitere Informationen zur Bundesfachschule finden Sie unter www.bundesfachschule.de
[Text: Hans-Günter Lemke/Bilder: Hans-Günter Lemke/parfuemerienachrichten]