KaDeWe Group – Insolvenz mit großem Knall statt leisem Luxus

In meiner nächsten Kolumne schreibe ich über ‘Quiet Luxury‘. Der sogenannte ‘leise Luxus‘ verbindet den Kauf wertvoller Produkte mit einem erfüllten Leben und nicht materiellen Werten wie Freundschaft oder Geborgenheit. Wenn sich ein Player in der Branche als Luxus-Anbieter definiert, dann ist es das KaDeWe mit seiner glamourösen Tradition.

Man zeigte, was man hat und was man sich leisten konnte, im Kaufhaus des Westens – wohl eher der ‘laute Luxus‘. Mit einem großen Knall hat die KaDeWe Group nun ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beim Amtsgericht Berlin Charlottenburg beantragt, dem bereits stattgegeben ist. Mit drin hängt das Land Berlin, das gemeinsam mit Hamburg und dem Bund während der Corona-Krise der KaDeWe Group Ausfallbürgschaften in Höhe von 90 Millionen Euro gewährt hat, die im Fall der Zahlungsunfähigkeit greifen sollen.

Dramatisch könnte es für die Lieferanten werden. Im Gespräch mit den Parfümerienachrichten bestätigt Andreas Fuhlisch, Geschäftsführer des VKE-Kosmetikverbands, seine gegenüber dpa getroffenen Aussagen, dass die KaDeWe Group zuletzt zahlreiche Rechnungen nicht oder erst nach Androhung rechtlicher Schritte beglichen habe. Nach Fuhlischs Worten informierten im Dezember mehrere Unternehmen den VKE über erhebliche Zahlungsverzögerungen. Der Verband habe daraufhin im Januar die KaDeWe Group zweimal angeschrieben. Forderungen „in zum Teil signifikanten Größenordnungen“ seien nicht oder nur mit erheblichen Verspätungen beglichen werden. Sein Schreiben war trotz Frist nicht beantwortet worden.

Wie die Hersteller, bei denen die KaDeWe Group in der Kreide steht, möglichst unbeschadet aus der Sache rauskommen, wäre allerdings eine „bilaterale Angelegenheit“, betont er gegenüber den Parfümerienachrichten. Will sagen, es ist eine Frage, die zwischen dem Lieferanten und der KaDeWe Group zu klären ist, wie dieser an sein Geld kommt. Wer sich gegen Zahlungsausfälle durch ein Delkredere-Unternehmen abgesichert hat, dürfte wesentlich ruhiger schlafen.

Gehen wir einmal vom wahrscheinlichsten Szenario aus, dass die Central Group der thailändischen Milliardärs-Familie Chirathivat, derzeit mit 50,1 % an der Warenhauskette beteiligt, noch ein bisschen pokert, um die Anteile der Signa Group möglich günstig zu übernehmen und die dem Vernehmen nach weit über den Markt liegenden Mieten zu drücken. Dann würden im besten Falle alle Häuser weitergeführt.

Dennoch bleibt die Frage, inwieweit die Endverbraucher der KaDeWe Group noch ein Luxusimage abkaufen werden. ‘Quiet Luxury‘ jedenfalls ist ein Lebensgefühl, das nicht mit den Worten Ausverkauf, Mitarbeiter-Kündigungen und Staatsknete in Verbindung gebracht wird. Eine Insolvenz ist nicht glamourös. Es werden erhebliche Budgets nötig sein, um Vertrauen zurückzugewinnen.

[Text/Bild: Andreas Leistikow]