Interview: „Digital trifft lokal – Mixed-Use und digitale Services als Chance für Parfümerien“

Interview: „Digital trifft lokal – Mixed-Use und digitale Services als Chance für Parfümerien“. Im Rahmen der 68. Parfümerietagung am 21. und 22. September 2025 in Düsseldorf hält Jörg Lehnerdt, Regionalleiter West der BBE Handelsberatung einen Vortrag zum Thema „Digital trifft lokal – Mixed-Use und digitale Services als Chance für Parfümerien“. Im Interview spricht er mit unserem Mitarbeiter Alexander Schumacher über die Herausforderungen und Chancen der Transformation von Innenstädten – ein Thema, das gerade für Parfümerie-Einzelhändler und Markenhersteller von großer Bedeutung ist.

1. Ihr Vortrag trägt den Titel „Digital trifft lokal – Mixed-Use und digitale Services als Chance für Parfümerien“.

Was verstehen Sie persönlich unter dieser „Transformation“ und warum ist sie gerade jetzt so einschneidend?

Die Transformation bedeutet das Ende der Innenstadt, wie wir sie kennen. Wir erleben den Abschied von handelsdominierten Zentren hin zu lebendigen Stadtquartieren, in denen Menschen wohnen, arbeiten und ihre Freizeit verbringen.
Was diese Transformation so dramatisch macht, ist das Zusammentreffen dreier Krisen: Seit 2015 sind 20 Prozent aller Geschäfte verschwunden, die Klimakrise zwingt zu teuren Umbauten, und die Digitalisierung stellt alles auf den Kopf. Diese Gleichzeitigkeit gab es so noch nie.

2. Sie begleiten seit vielen Jahren Kommunen, Handel und Immobilienwirtschaft.

Welche Entwicklungen im Konsumverhalten haben in den letzten Jahren am stärksten zur aktuellen Lage der Innenstädte beigetragen?

Der Online-Handel war nur der Anfang. Entscheidender ist, dass Kunden heute nahtlose Erlebnisse erwarten – online bestellen, im Laden abholen, überall beraten werden. Wer das nicht kann, ist raus.
Dazu kommt ein Generationswechsel: Die Generation Z kauft bewusst nachhaltig und regional ein. Gleichzeitig wird Einkaufen zur Nebensache – Gastronomie, Kultur und Erlebnisse werden wichtiger. Die reine Verkaufsfläche hat ausgedient.


3. Die Digitalisierung und datenbasierte Standortanalysen spielen eine immer größere Rolle.

Wie verändern Daten die Planung und Neuausrichtung von Innenstädten konkret?

Daten machen Stadtentwicklung messbar. Statt zu raten, wissen Planer heute genau: Wo drohen Klimarisiken? Welche Altersgruppen kommen wann? Wie bewegen sich Besucher durch die Stadt?
Das Ergebnis: Präzise Investitionsentscheidungen statt Bauchgefühl. Einzelhändler optimieren jeden Quadratmeter, Kommunen identifizieren die besten Standorte, und Immobilienentwickler bauen das, was wirklich gebraucht wird.

4. Klimaanpassung und Resilienz sind heute zentrale Stichworte.

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei der Entwicklung zukunftsfähiger Stadtzentren?

Nachhaltigkeit ist vom Trend zum Überlebensfaktor geworden. Starkregen, Hitze und Überschwemmungen bedrohen Geschäfte direkt. Wer nicht klimaresilient baut, zahlt höhere Versicherungen und findet keine Mieter.
Gleichzeitig verlangen Kunden grüne Produkte und regionale Anbieter. Städte setzen auf Entsiegelung und urbane Wälder. Das ist keine Ideologie mehr, sondern knallharte Wirtschaftlichkeit.

5. In Ihrem Vortrag sprechen Sie über Mixed-Use-Konzepte.

Können Sie unseren Lesern ein Beispiel geben, wie Wohnen, Arbeiten, Handel und Freizeit erfolgreich kombiniert werden?

Stellen Sie sich vor: Erdgeschoss Drogerie mit Beauty-Bar, darüber Co-Working und Wohnungen, im Hof ein Restaurant. Tagsüber kommen Berufstätige zum Arbeiten, abends Bewohner zum Essen, am Wochenende Familien zum Einkaufen.
Die Synergien sind genial: Geteilte Parkplätze, gemeinsame Events, Kunden empfehlen sich gegenseitig weiter. Das Quartier lebt 24/7 statt nur zu Geschäftszeiten.

6. Kooperation und integrierte Stadtentwicklung sind weitere Schwerpunkte.

Wie gelingt es, die vielen verschiedenen Akteure – Kommunen, Handel, Immobilienwirtschaft, Bürger – an einen Tisch zu bringen?

Durch neue Spielregeln. Statt dass jeder sein eigenes Süppchen kocht, entstehen Transformationsbeiräte mit allen Beteiligten. Kommunen, Händler, Immobilienbesitzer und Bürger entscheiden gemeinsam.
Konkret funktioniert das über gemeinsame Töpfe, aus denen alle profitieren, Best-Practice-Austausch und Pilotprojekte, die zeigen: Es geht! Entscheidend ist, dass jeder einen konkreten Nutzen hat.

7. Sie beschäftigen sich seit Langem mit der „europäischen Stadt“ und ihren Widersprüchen.

Was fasziniert Sie persönlich an diesem Thema, und was können deutsche Innenstädte aus dieser Tradition lernen?

Die „europäische Stadt“ besticht durch produktive Widersprüche: Enge Gassen öffnen sich zu großzügigen Plätzen, über Cafés wird gewohnt, neben Boutiquen arbeiten Anwälte. Diese gewachsene Nutzungsmischung ist das Gegenteil unserer funktionsgetrennten Nachkriegszentren.
Dank ihrer historischen Bausubstanz sind viele Städte unverwechselbar und authentisch.

Deutsche Innenstädte müssen sich von ihrer Rolle als reine Einkaufszonen verabschieden. Lebendigkeit entsteht durch Nutzungsmischung, nicht durch Spezialisierung auf den Handel. Statt autogerechter Strukturen brauchen deutsche Innenstädte kleinteilige, fußläufige Bereiche mit lebendigen Plätzen und aktivierten Erdgeschossen. Und nicht zuletzt: Innenstädte müssen wieder zu Lebensräumen werden, nicht nur Orte für Arbeit und Einkauf bleiben. Dazu braucht es Wohnen, Kultur und angenehme Aufenthaltsbereiche.

8. Ein Blick in die Zukunft:

Welche Städte werden Ihrer Einschätzung nach zu den Gewinnern gehören – und warum?

Die Mutigen. Städte, die früh investiert haben statt abzuwarten. Die eine starke Führung haben und alle Akteure einbinden. Die digital vorangehen und attraktive Standortfaktoren bieten.
Verlierer sind strukturschwache Regionen ohne Plan. Die Schere geht brutal auseinander: Gewinnerstädte werden zu urbanen Magneten, Verliererstädte zu Geisterstädten. Dazwischen gibt es wenig.

9. Zum Schluss die Perspektive auf die Parfümerietagung:

Welche Impulse möchten Sie den Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus der Beauty- und Lifestylebranche mitgeben?

Sie sitzen am Hebel! Parfümerien und Drogeriemärkte gehören zu den letzten großen Frequenzbringern der Innenstädte. Nutzen Sie diese Macht.
Bauen Sie digitale Services aus, schulen Sie Ihr Personal in Nachhaltigkeit und optimieren Sie Ihre Flächen.
Werden Sie vom Verkäufer zum Erlebnisanbieter. Wer das schafft, überlebt nicht nur – sondern prägt die Innenstadt von morgen.

Wir freuen uns, Sie auf der Parfümerietagung 2025 in Düsseldorf begrüßen zu dürfen!

[Text: parfuemerienachrichten/Bild: BBE Handelsberatung]


RSS Ihr Magazin für Kosmetik im Fach-Einzelhandel, Drogeriewaren und kosmetische Dienstleistungen

  • Weleda Serum Booster Drops: Präsentation der neuen Produktlinie als Show für geladene Gäste 25. September 2025
    Der Artikel Weleda Serum Booster Drops: Präsentation der neuen Produktlinie als Show für geladene Gäste stammt von der Webseite Ihr Magazin für Kosmetik im Fach-Einzelhandel, Drogeriewaren und kosmetische Dienstleistungen und wurde dort zuerst publiziert. Berlin. Weleda Serum Booster Drops. „Hautpflege trifft auf Individualität: In den Atelier Gardens Berlin kommen rund 130 Gäste zusammen, um die […]
  • dm-Eigenmarkenmarken zertifiziert zukunftsfähig: GREEN BRANDS validiert alverde NATURKOSMETIK, ALANA, dmBio sowie dm-drogerie markt und bescheinigt Spitzenwerte 24. September 2025
    Der Artikel dm-Eigenmarkenmarken zertifiziert zukunftsfähig: GREEN BRANDS validiert alverde NATURKOSMETIK, ALANA, dmBio sowie dm-drogerie markt und bescheinigt Spitzenwerte stammt von der Webseite Ihr Magazin für Kosmetik im Fach-Einzelhandel, Drogeriewaren und kosmetische Dienstleistungen und wurde dort zuerst publiziert. Karlsruhe. Drei der dm-Eigenmarkenmarken zertifiziert zukunftsfähig! Der Drogeriemarkt-Filialist ließ aktuell die drei Eigenmarken alverde NATURKOSMETIK, ALANA Kindertextilien und […]
  • Alpecin Coffein DMG Shampoo von Dr. Wolff: Neue Studie bestätigt Wirksamkeit von DMG und Coffein gegen erblich bedingten Haarausfall 23. September 2025
    Der Artikel Alpecin Coffein DMG Shampoo von Dr. Wolff: Neue Studie bestätigt Wirksamkeit von DMG und Coffein gegen erblich bedingten Haarausfall stammt von der Webseite Ihr Magazin für Kosmetik im Fach-Einzelhandel, Drogeriewaren und kosmetische Dienstleistungen und wurde dort zuerst publiziert. Bielefeld. Zum Alpecin Coffein DMG Shampoo der Dr. Wolff Group und dessen wissenschaftlich erforschten Produktzusammensetzung […]
  • Pril Limited Sticker-Edition: Die „Prilblumen“ sind wieder da 22. September 2025
    Der Artikel Pril Limited Sticker-Edition: Die „Prilblumen“ sind wieder da stammt von der Webseite Ihr Magazin für Kosmetik im Fach-Einzelhandel, Drogeriewaren und kosmetische Dienstleistungen und wurde dort zuerst publiziert. Düsseldorf. Pril Limited Sticker-Edition. Zeit vergeht, doch Erinnerungen bleiben! Mit der begrenzten Sonderausgabe des bekannten Spülmittels in den Varianten „Grapefruit Breeze“ und „Orange Splash“ bringt die […]